Hintergrundinformation

Globale Veränderungsprozesse bewirken komplexe gesellschaftliche Transformationen  in afrikanischen Trockengebieten. Dies wirkt sich auch auf die Ernährungssituation der Menschen aus und macht es ihnen schwer, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, was insbesondere zu hohen Unter- und Mangelernährungsraten bei Kindern unter 5 Jahren führt.  
In den meisten Trockengebieten haben staatliche und nichtstaatliche Interventionen im Bereich der Kinderernährung bisher nicht die beabsichtigten Verbesserungen erzielt, vielfach weil die Ernährungsempfehlungen (z.B. Erhöhung der Nahrungsvielfalt) nicht angewendet werden. Wir sehen zwei Hauptgründe für diese Situation: a) ein mangelndes Verständnis dafür, warum Ernährungsempfehlungen von den Müttern nicht aufgegriffen werden, und b) ein fehlendes ganzjähriges Angebot an nährstoffreichen Lebensmitteln in Trockengebieten. Beide Gründe unterstreichen die Notwendigkeit, das Verständnis für das "persönliche Ernährungsumfeld" der Verbraucher_innen (d.h. Verfügbarkeit, Zugänglichkeiten und Erschwinglichkeit von Lebensmitteln) und dessen Einfluss auf die Praktiken der Kinderernährung zu verbessern.
Um zu einer verbesserten Familien- und Kinderernährung und zu einem regelmäßigeren Verzehr von sicheren, nahrhaften und gesunden Lebensmitteln in afrikanischen Trockengebieten beizutragen, richtet sich NaviNut explizit an Frauen in ihren unterschiedlichen Rollen als i) Mütter, die für die Ernährung und Gesundheit von Kindern und Familien verantwortlich sind; ii) Akteurinnen der Wertschöpfungskette, die an der Produktion und Verarbeitung von nahrhaften traditionellen Lebensmitteln beteiligt sind; und iii) Bürgerinnen, deren Perspektiven und kontextbezogene Bedürfnisse bei der Bereitstellung von staatlichen Dienstleistungen berücksichtigt werden müssen.

Partner

German Institute for Tropical and Subtropical Agriculture (DITSL), Germany (coordinator)
South Westphalia University of Applied Sciences, Faculty of Agriculture (SWUAS), Germany
Prolinnova - PROmoting Local INNOVAtion in ecologically oriented agriculture and natural resource management, Germany
University of Parakou (UP), Benin
University of Abomey-Calavi (UAC), Benin
Center for Research and Development in Drylands (CRDD), Kenya
Tropical Institute of Community Health and Development (TICH), Kenya
Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (JKUAT), Kenya

 

Projektziele

NaviNut zielt darauf ab, die Handlungsfähigkeit von Frauen in ihren verschiedenen Rollen in den Bereichen Ernährung, Nahrungsproduktion und Gesundheit zu stärken und sie da-bei zu unterstützen, sich in den sich wandelnden Ernäh-rungsumfeldern zurechtzufinden.
Die Hauptziele von NaviNut sind:
a) die Komplexität und Dynamik der Entscheidungen von Frauen bezüglich der Kinderernährung zu verstehen, einschließlich ihrer Kauf- und Konsumkriterien;
b) zur Gestaltung gesunder Ernährungsumfelder beizutragen, indem die Zugänglichkeit und Attraktivität lokal verfügbarer, nahrhafter, traditioneller Lebensmittel verbessert wird. Um gesündere Kauf- und Konsumentscheidungen anzuregen liegt ein Schwerpunkt auf der Verbraucherkommunikation.
c) die ernährungsbezogene staatliche und nichtstaatliche-Gesundheitsversorgung der Bevölkerung durch die Entwicklung geeigneter Modelle für den Ernährungsdialog  zu verbessern.

 

 

 Kurzbeschreibung

NaviNut untersucht Ernährungssysteme in ländlichen und periurbanen Gebieten in den Trockengebieten im Norden Kenias und im Norden Benins. In einem transdisziplinären Ansatz engagieren sich Forschende verschiedener Disziplinen, Frauen (in unterschiedlichen Rollen als Mütter, Konsumentinnen/Bürgerinnen und Verarbeiterinnen von traditionellen Lebensmitteln) und andere Akteur_innen der Wertschöpfungskette (z.B. kommunales Gesundheitspersonal, Sozialarbeiter_innen, Kindergärten/Schulen, lebensmittelverarbeitende Kleinst- und Kleinunternehmen (KKUs)) gemeinsam in Multi-Akteurs- Innovationsprozessen.
NaviNut versucht, "positive Abweichung" zu entdecken und darauf aufzubauen: innovative Frauen, die lokal verfügbare Ressourcen nutzen, um ihre Kinder besser zu ernähren als andere Frauen in derselben Gegend. Peer-to-Peer-Lernen, partizipatives Experimentieren und partizipative Innovationsentwicklung mit Hilfe von Aktionsforschungsmitteln sind zentrale Bausteine, um kontextbezogenes Wissen und Ergebnisse für die Praxis zu generieren. Technologische Innovationen für die Verarbeitung und Verpackung in Kleinbetrieben werden es Unternehmerinnen und anderen Akteuren ermöglichen, ihren Lebensunterhalt zu verbessern, indem sie gesunde, sichere, schmackhafte und kulturell akzeptable Con-venience-Produkte auf der Basis nährstoffreicher traditioneller Lebensmittel herstellen und vermarkten.
NaviNut zielt darauf ab, gängige Ernährungspraktiken und ihre situativen Hintergründe aufzudecken (z. B. sozia-le/kulturelle Normen, Identitätsfragen). Um das Ernährungs-verhalten zu verstehen, wird die Methode der Beobachtung zweiter Ordnung genutzt. Diese ermöglicht es die Sichtwei-sen, Wahrnehmungen, Emotionen und das Wissen der Mütter zu ergründen, die ihre Praktiken und Entscheidungen zur Kinderernährung beeinflussen.
NaviNut nutzt Eye-Tracking-Daten, um Produktkennzeich-nungs- und Werbestrategien sowie Vorlagen für eine verbesserte Kommunikation zum Nährstoffgehalt der Produkte zu entwickeln. NaviNut wird Kommunikationsstrategien und Materialien zum Thema Kinderernährung entwickeln, die die kognitiven und emotionalen Bedürfnisse von Müttern ansprechen, um sie zu gesünderen Kaufentscheidungen anzuregen. Es wird ein ITC-Tool erprobt, um visuelle und gesprochene Informationen über die Ernährung von Kindern zu verbreiten.
NaviNut wird Lücken im staatlichen Unterstützungssystem für die Implementierung nachhaltiger Kinderernährungsin-terventionen identifizieren, einschließlich des Schulungsbe-darfs kommunaler Gesundheitshelfer_innen.  Verhaltensän-derunskommunikation wird eingesetzt, um das Engagement von Akteur_innen und Netzwerken für positive Ernährungs-verhaltensänderungen zu fördern. NaviNut wird die Kapazi-täten der kommunalen Gesundheitshelfer_innen, einen Ernährungsdialog mit den Müttern auf Augenhöhe zu führen, verbessern.

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