Das Projekt wird vom Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft (DITSL) durchgeführt, einer Nachfolgeeinrichtung der 1898 gegründeten Deutschen Kolonialschule (DKS). Gemeinsam mit der Stadt Witzenhausen ist das DITSL Träger des Museums in Witzenhausen. Das Museum zeigt und verwahrt eine Sammlung von ca. 2.600 Objekten aus verschiedenen Ländern, von denen etwa die Hälfte von ehemaligen Absolventen der DKS zusammengetragen wurden. Darunter befinden sich – neben naturkundlichen und geologischen Objekten – in der Mehrzahl Gegenstände, die von Menschen aus den Herkunftsgebieten gefertigt wurden und im alltäglichen Gebrauch oder zu kulturellen, zeremoniellen oder religiösen Handlungen verwendet wurden. Ziel des Projektes ist es, die etwa 300 Objekte ostafrikanischer Herkunft wissenschaftlich zu erschließen und die Provenienz ausgewählter Objektkonvolute zu erforschen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Überprüfung möglicher unrechtmäßiger Aneignungskontexte wie kriegerische Auseinandersetzungen oder asymmetrische Tauschbeziehungen. Bei Feststellung belasteter Provenienz soll in Absprache mit Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften über eine faire und gerechte Lösung der Bewahrung oder Rückgabe beraten werden.
Methodisch werden ausgewählte Objekte einer ethnologischen Herkunfts-, Funktions- und Erhaltungszustandsanalyse unterzogen. Die Betrachtung der Objekte wird durch eine historische Rekonstruktion der Biografien und Reisebewegungen ihrer Sammler unterstützt. Um zusätzliche Erkenntnisse zu den Objekten an sich, aber auch zu möglichen Aneignungskontexten zu gewinnen, wird die Arbeit am Standort Witzenhausen durch ethnographische Feldforschung in möglichen Herkunftsgemeinden in Tansania komplementiert. Die Feldforschung wird vom Kooperationspartner vor Ort, der NGO fahari yetu Tanzania, durchgeführt. Seit 2013 forscht fahari yetu zur Kolonialgeschichte, entwickelt Ausstellungen zu Aspekten der Kolonialvergangenheit, und treibt Maßnahmen zum Erhalt kulturellen Erbes im südlichen Hochland von Tansania voran.
Die erwarteten Erkenntnisse über das Zustandekommen der Sammlung des DITSL im Kontext der DKS sollen den gesellschaftlichen Diskurs über die Bedeutung des Kolonialismus in Hessen, Deutschland und Tansania bereichern. Durch die Intensivierung von Forschungs- und Ausstellungskooperationen zwischen deutschen und tansanischen Bildungsinstituten und Museen unterstützt das Projekt zudem den wissenschaftlichen und kulturellen Dialog mit den Herkunftsgesellschaften zum Umgang mit kolonialem Erbe.

 

Auftaktveranstaltung